Ducati ST3s ABS

Mitte August, blauer Himmel, bestes Motorradwetter. Ich begebe mich nachmittags zu BLM, dem Ducati Generalimporteur für Österreich, um die Ducati ST3s ABS zu probieren. Schon als ich die ST3 zum ersten Mal sah, wußte ich: Dich will ich fahren.

Der erste Eindruck

Die Ducati ST3 ist zweifellos ein schönes Motorrad. Die Optik ist sportlich, aber nicht zu aggressiv. Die Maschine ist keine rote Göttin wie die 1098, sie wirkt eher wie eine Italienerin in den Dreißigern, deren dezente Schönheit sich erst auf den zweiten Blick offenbart. Rote Vollverkleidung, roter Gitterrahmen, tiefliegende Endtöpfe links und rechts. Ja, diese Maschine könnte etwas für mich sein - die Optik verspricht Sportlichkeit und Komfort gleichzeitig: ST steht für Sport Touring.

Brembo prangt es vom Bremssattel, Öhlins steht auf dem Federbein. An der ST3 wurden edle Komponenten verbaut. Klar, daß sich dies auch im Preis niederschlägt.


Die Front der Italienerin

Ich bin bereit, es kann losgehen. Der letzte routinemäßige Rundgang um die Maschine, ganz so wie man es in der Fahrschule gelernt hat. Moment - da war doch was? Direkt unter dem Motor der Maschine ist eine kleine Pfütze einer scheinbar klaren Flüssigkeit zu sehen. Zufall, oder neigt die Italienerin zur Inkontinenz? Ich mache den Händler darauf aufmerksam, doch der will die Pfütze auch nach mehrmaligem Fingerzeit nicht gesehen haben. Nun denn - ich habe keine Lust, die Probefahrt deshalb abzusagen.

Probefahrt

Aufsitzen, bequem machen: Man thront gut auf der ST3. Aufrechte Sitzposition, so lassen sich auch lange Touren bewältigen, ohne daß man danach jeden Knochen im Körper spürt. Die Maschine ist kalt, startet jedoch augenblicklich nach einem kurzen Druck auf den Startknopf. Aus den beiden Endtöpfen bollert es kernig und zufrieden vor sich hin. In Sachen Sound macht Ducati so schnell keiner etwas vor.

Also losgerollt und runter vom BLM-Parkplatz. Es geht direkt ins Stadtgebiet von Bruck an der Mur. Die Ducati verhält sich ruhig, nimmt das Gas für einen Zweizylinder überraschend weich an. Es läßt sich locker Cruisen mit der ST3, ohne daß sie groß bockt oder mit Lastwechseln nervt.

Weiter auf die Autobahn. Die rohen Daten sagen folgendes:

Ich erwarte einen sportlichen Antritt und werde nicht enttäuscht. Die ST3 dreht untenheraus sehr gut. Nicht supersportlich, aber sie legt dennoch einen respektablen Antritt hin. Wie ich es von der FZ6 gewohnt bin, drehe ich nach der Autobahnauffahrt den zweiten Gang aus - und werde prompt vom Drehzahlbegrenzer gestoppt, wie ich nach einem kurzen Blick auf die Instrumente sehe. Es ist das erste Mal, daß ich mit einem Motorrad in den Begrenzerbereich gefahren bin und es ist irgendwie ein leicht enttäuschendes Gefühl. Es ist, als sagte ich der Maschine: "Gib Gummi!" und sie antwortete: "Ich kann nicht mehr".


Instrumente der ST3

Übrigens: Mein kurzer Blick auf die Instrumente hat gezeigt, daß diese ausgezeichnet ablesbar sind. Das weiße Drehzahlblatt sticht ins Auge und bietet einen angenehmen Kontrast zur dunklen Beschriftung. Die Schrifttype und -größe sind gut gewählt, das habe ich bei anderen Maschinen auch schon anders erlebt. Bei der Kawasaki Z 750 zum Beispiel finde ich die Instrumentenbeschriftung unnötig klein. Links neben dem Drehzahlblatt befindet sich das LCD-Display, das in großen Ziffern die Geschwindigkeit anzeigt. Rundherum sind im selben Display die Eingangstemperaturanzeige der Kühlflüssigkeit, Uhrzeit, der Hauptkilometerzähler und die Tankanzeige untergebracht. Schön gegliedert, gut ablesbar.

Runter von der Autobahn, weiter zum Schanzsattel - einem Bergslalom, von denen wir hier in Österreich so viele haben. Hier wird das Kurvenverhalten der ST3s getestet. Dank breitem Lenker und nicht zu weichem Fahrwerk fährt sich die Ducati sehr handlich. Sie wehrt sich nicht gegen das Einlenken in Kurven, sondern fällt bereitwillig in den Radius. Richtig tiefe Schräglagen fahre ich mit der ST3 allerdings nicht - zu gegenwärtig ist der Anblick der tief liegenden Auspuffendtöpfe. Die knapp 1000 ccm Hubraum der Maschine geben genug Drehmoment her, um am Kurvenausgang auch ohne Herunterschalten gut zu beschleunigen. Auf einer kurzen Geraden nach einer Kurve dann erneut das Aha-Erlebnis: Ich fahre zum zweiten Mal in den Begrenzer. Nun ja, ich bin eben an das breite Drehzahlband der FZ6 Fazer gewohnt. Aber auch hier, im engen Winkelwerk der Berge, schlägt sich die ST3 wacker und es gibt kaum Anlaß zu Kritik.

Fazit

Die Ducati ST3s ABS gehört zu den besten Motorrädern, die ich bislang fahren durfte. Sie ist eine brave Allroundmaschine - eigentlich untypisch für eine Ducati. Ich hätte mir ein breiteres Drehzahlband gewünscht, sowie ich mir von einer echten Tausender mehr Punch im oberen Drehzahlbereich erwartet hätte.

Insgesamt ist die Ducati ST3s ABS mehr Tourer als Sportler, deren Sportlichkeit sich doch weitgehend auf optische Belange beschränkt.

Edle Komponenten Das Heck der ST3

Martin Dunst, 27.12.2006
Zuletzt geändert am 13.10.2007